Orsodacne lineola – Neufund für die Rheinprovinz

Orsodacne lineola (PANZER, 1795) – Neufunde
für Baden und die Rheinprovinz (Col., Chrysomelidae)

Christoph Benisch
 
Am 7.V.2011 wurde ein Exemplar des Blattkäfers Orsodacne lineola (Abb. 1) am Gangelsberg bei Duchroth (Nahetal, Rheinprovinz) von gerade verblühtem Weißdorn im Randbereich eines Magerrasens geklopft. Der Gangelsberg (Abb. 2) ist eine 300 m hohe Bergkuppe aus überwiegend vulkanischem Gestein am Südrand des Nahetals. Die weinbauliche Nutzung ist über die vergangenen Jahrzehnte zurückgegangen, so dass heute zahlreiche Weinbergsbrachen vorhanden sind, die an den Südhängen als Magerrasen mit typischer Flora wie Feld-Mannstreu (Eryngium campestre), auf dem Gipfel als Saumtrockenrasen mit Besenginster (Cytisus scoparius) und Weißdorn (Crataegus) ausgebildet sind. Der fortschreitenden Sukzession wird durch extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen entgegengewirkt (vgl. REICHERT 2001).
Abb. 1: Orsodacne lineola.


Abb. 2: Magerrasen am Südhang des Gangelsbergs.

Die Gattung Orsodacne LATREILLE, 1802 enthält vier holarktisch vorkommende Arten, von denen zwei auch aus Deutschland gemeldet sind, nämlich die weit verbreitete und häufige Orsodacne cerasi (LINNAEUS, 1758) und die ungleich seltenere Orsodacne lineola (PANZER, 1795). Orsodacne cerasi wurde 1998 aus praktisch allen Regionen Deutschlands mit Ausnahme des Nordens (Weser-Ems-Gebiet, Niederelbe, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) mit Nachweisen nach 1950 gemeldet (KÖHLER & KLAUSNITZER 1998, Abb. 3). Einen Erstnachweis für Mecklenburg-Vorpommern melden DRILLING & KLAAS (2008). 
Für Orsodacne lineola liegen aktuellere Nachweise aus Bayern, Württemberg, Hessen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hannover vor (Abb. 3). Der vorliegende Fund stellt somit den Erstfund für die Rheinprovinz dar. Bereits am 20.IV.2008 gelang der Nachweis der Art erstmals für Baden im Bössinger Wald bei Zeutern im Kraichgau, wo ein Exemplar von einem toten Ast am Waldrand geklopft wurde (BENISCH leg.).
Abb. 3: Nachweise von Orsodacne cerasi und Orsodacne lineola im Verzeichnis der Käfer Deutschlands.

Beide Arten sind recht farbvariabel: Von einfarbig gelben bis zu vollkommen schwarzen Exemplaren sind alle Übergänge vorhanden. Die Unterscheidung der beiden in Deutschland vorkommenden Arten ist leicht über die Punktierung und Behaarung der Flügeldecken möglich (s. MOHR 1966): Bei Orsodacne cerasi sind die Elytren völlig unbehaart und wenig dicht punktiert, bei O. lineola hingegen zart und anliegend mit weißen Härchen besetzt und dichter, um die Flügeldeckennaht etwas gedrängt punktiert (Abb. 4). Orsodacne lineola lebt polyphag an Baum- und Strauchrosaceen, z.B. Weißdorn (Crataegus), Mispel (Mespilus), Birne (Pirus) und Kirsche (Prunus).

Abb. 4: Scheibe der Flügeldecken von Orsodace cerasi und Orsodacne lineola.

Literatur
DRILLING, K. & K.-D. KLAAS (2008): Orsodacne cerasi (Coleoptera, Orsodacnidae): Neufund für Mecklenburg-Vorpommern. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) 52: 219–220.
KÖHLER, F. & B. KLAUSNITZER (1998): Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden) Beiheft 4: 1–185.
MOHR, K. H. (1966): Familie Chrysomelidae; in: FREUDE, H., K. W. HARDE & G. A. LOHSE, (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas, Bd. 9, Krefeld, 95–280.
REICHERT, H. (2001): Bericht zur Frühjahrs-Exkursion des Pollichia-Hauptvereins am Gangelsberg bei Duchroth/Nahetal am Sonntag, 27.05.2001 (pollichia.de).
Zitat: Orsodacne lineola (PANZER, 1795) – Neufunde für Baden und die Rheinprovinz (Col., Chrysomelidae). - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 21: im Druck.