Tychobythinus glabratus  – neu für Nordrhein

Tychobythinus glabratus (RYE, 1870) – neu für Nordrhein und ein weiterer Nachweis der Art in Deutschland (Col., Staphylinidae, Pselaphinae)
 
Thomas Hörren

Nach dem Erstfund von Tychobythinus glabratus für die Rheinprovinz durch EISINGER (2005) in Saarbrücken, konnte ich nun auch ein Männchen (Abb. 1) dieser Art in der Kölner Innenstadt feststellen. Das Exemplar wur-de am 30. April 2011 am Venloer Wall, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs West (MTB 5007, Köln) gefunden. Es wurde aus einem Gesiebe ausgelesen, welches aus Erdschichten mit Kontakt zum Holzkörper von drei hohlen Kastanien angefertigt wurde (Abb. 2). 

Das aus den Bäumen entnommene Substrat wies eine relativ hohe Feuchtig-keit auf. Die begleitende Käferfaunula setzte sich aus insgesamt sieben weiteren Arten zusammen:

Euplectus karsteni (Reichb., 1816) 1 Ex.
Simplocaria semistriata (F., 1794) 1 Ex.
Sericoderus lateralis (Gyll., 1827) 3 Ex.
Ischnomera cyanea (F., 1792) 1 Ex.
Anaspis frontalis (L., 1758) 2 Ex.
Barypeithes trichopterus (Gaut., 1863) 1 Ex.
Rhyncolus punctatulus Boh., 1838 1 Ex.

Ischnomera, Anaspis und Rhyncolus leben xylobiont, die anderen Arten in der Bodenstreu oder an Faulstoffen. Barypeithes trichopterus und Rhyncolus punctatulus sind im Rheinland relativ selten (vgl. KOCH 1968). Euplectus karsteni und Rhyncolus punctatulus sind bereits aus hohlen Bäumen der Kölner Innenstadt bekannt (STUMPF 1994). Tychobythinus glabratus ist auch den Bodenstreubewohnern zuzurechnen.

Bei dem Fund handelt es sich um den Erstfund für die Region Nordrhein und um das fünfte deutsche Exemplar von Tychobythinus glabratus. Die Fundumstände deuten auf eine mögliche Verschleppung und eine durch die Klimaerwärmung begünstigte Ansiedlung der mediterranen Art hin. Auffällig ist allerdings auch, dass die drei bekannten Fundorte (Grissheim FRANK & KONZELMANN 2002, Saarbrücken EISINGER 2005, Köln 2011) im Westen Deutschlands im Einzugsgebiet des Rheines liegen (Abb. 3), so dass auch eine aktive Ausbreitung möglich erscheint. Offensichtlich ist auf jeden Fall die zeitliche Fundreihenfolge von Süden nach Norden Weitere Funde dieser Art sind zu erwarten.

Für die aktive Unterstützung bei den Aufsammlungen danke ich Dr. ALEXANDRA NONNENMACHER (Köln), für seine Einschätzung der Artzuordnung DIETMAR EISINGER (Saarbrücken).
Abb. 1: Tychobythinus glabratus, Beleg aus Köln.


Abb. 2: Anbrüchige Rosskastanie am 
Venloer Wall in Köln (Fotos: Verfasser).


Abb. 3: Verbreitung von Tychobythinus glabratus nach faunaeur.org und Fundpunkte in Deutschland.

 

Literatur

  • EISINGER, D. (2005): Bemerkenswerte Käferfunde im Saarland (Col., Staphylinidae, Clambidae, Mycetophagidae). – Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheini-scher Koleopterologen (Bonn) 15: 13–15.
  • FRANK, J. & E. KONZELMANN (2002): Die Käfer Baden-Württembergs 1950 – 2000. Hrsg.: Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe.
  • LÖBL, I. (2009): Icones Insectorum Europae Centralis. Coleoptera: Staphylinidae: Dasycerinae, Pselaphinae. – Folia Heyrovskyana 10: 1–28.
  • STUMPF, TH. (1994): Totholzkäfer in Köln – ein Beitrag zur Stadtökologie. – Mittei-lungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 4: 217–234.

  • Zitat: HÖRREN, Th. (2011): Tychobythinus glabratus (RYE, 1870) – neu für Nordrhein und ein weiterer Nachweis der Art in Deutschland (Col., Staphylinidae, Pselaphinae). - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 21, im Druck.