Sitaris muralis - Aufruf zur Mitarbeit
JOHANNES LÜCKMANN

Der Schmalflüglige Pelzbienenölkäfer Sitaris muralis – eine in 
Deutschland sich ausbreitende Käferart? Aufruf zur Mitarbeit
Der Schmalflüglige Pelzbienenölkäfer Sitaris muralis ist im Gegensatz zu seinen Verwandten, den auffälligen Maiwürmern der Gattung Meloe oder der schillernden Spanischen Fliege Lytta vesicatoria, mit 7 bis 15 mm eine relativ kleine, unauffällige und wenig bekannte Ölkäfer-Art.

So unscheinbar der Käfer auch sein mag, seine Reproduktionsstrategie ist hingegen sehr komplex. Denn die Larven von S. muralis entwickeln sich parasitisch in den Nestern von mauer– und erdnistenden Pelzbienen, in die sie sich phoretisch eintragen lassen und wo sie sich von deren eingetragenen Vorräten ernähren. 


Sitaris muralis Foto (c) Stanislac KREJCIK 
@ koleopterologie.de/gallery
weitere Aufnahmen s. @ meloidae.com
Geeignete Nistmöglichkeiten finden die Pelzbienen vor allem im urbanen Bereich in alten, unverputzten Fachwerk- und Ziegelwänden sowie regengeschützten, wenig oder unbewachsenen und sonnenexponierten Stellen an Hauswänden oder unter Balkonen. Aber auch Kleinstbiotope wie offene Mauerritzen, Fugen, Stopper von Rolläden sowie Wildbienennisthilfen stellen geeignete Sekundärlebensräume dar. Wenige Tage nach dem Schlupf der Imagines zwischen Ende Juli und Anfang September findet die einmalige Eiablage statt. 

Die Gelege werden in der unmittelbaren Nähe der Wirtsbienennester an festes Substrat geheftet. Bald danach sterben die Weibchen. Nach dem Schlupf wenige Wochen später verbleiben die Larven anschließend nahezu reglos unter den leeren Eihüllen, ehe sie sich im folgenden Frühjahr im Bereich der Nester verteilen und an die zuerst ausfliegenden männlichen Bienen klammern. Bei der Kopula wechseln sie auf die weiblichen Bienen und lassen sich in die neuen Brutkammern eintragen.

Früher wurden Pelzbienen und ihr Wirt S. muralis regelmäßig auch in halbnatürlichen Lebensräumen wie Hohlwegen und Lößwänden gefunden. Diese sind jedoch zu einem großen Teil aus unserer Kulturlandschaft verschwunden, so dass Fundmeldungen aus diesen Biotopen mittlerweile selten sind.

Sitaris muralis war bis vor wenigen Jahren ausschließlich aus dem Rheintal bzw. der Rheinebene Baden-Württembergs, Rheinland-Pfalz und Hessens bekannt. Zudem liegen historische Funde aus Hamburg und Sachsen-Anhalt vor. Zu Beginn der 90er Jahre wurde sie auch aus Kleve in Nordrhein-Westfalen sowie anschließend aus Brühl und Bonn und weiteren Stellen am Niederrhein gemeldet. 2001 wurde die Art an der Mosel in Neumagen-Drohn sowie 2002 und 2004 im Neckartal bei Schwaigern gefunden. Im vergangenen Jahr gelang ihr Nachweis auch aus Niedersachen in Wathlingen bei Celle. 
Diese Ergebnisse legen nahe, dass sich S. muralis zum einen entlang des Rheins Richtung Norden, zum anderen in Rhein-fernere Gebiete (Neumagen-Drohn, Schwaigern, Wathlingen) ausbreitet. 

Um die Ver- und ggf. Ausbreitung von S. muralis jedoch besser beurteilen zu können sollen möglichst viele Fundmeldungen aus Deutschland sowie den angrenzenden Benelux-Ländern zusammengetragen werden. Daher werden alle naturkundlich Interessierten aufgerufen entsprechende Beobachtungen und Funde mitzuteilen. Eine Übersicht aller bisher verfügbaren Nachweise in Deutschland und den angrenzenden Ländern findet sich bei LÜCKMANN (im Druck).

Literatur
LÜCKMANN, J. (im Druck). Sitaris muralis (FOERSTER, 1771) - neu für Niedersachen (Coleoptera, Meloidae) sowie Stand der aktuellen Verbreitung der Art in Deutschland. – Entomologische Zeitschrift.

Kontaktadresse
Dr. JOHANNES LÜCKMANN, Leo-Grewenig-Straße 3, D-64625 Bensheim, 
e-Mail: jlueckmann**bei**t-online.de