Nanophphyes brevis & Tanysphyrus ater neu für Nordrhein
Nanophyes brevis BOHEMAN, 1845 (Col., Nanophyidae) und 
Tanysphyrus ater BLATCHLEY, 1928 (Col., Curculionidae) 
neu für das nördliche Rheinland und Nordrhein-Westfalen

Sebastian Reimann

Abstract: First record of Nanophyes brevis BOHEMAN, 1845  and Tanysphyrus ater BLATCHLEY, 1928  for the northern Rhineland and North Rhine-Westphalia.
Nanophyes brevis  BOHEMAN, 1845

Der Nachweis dieser bisher für das nördliche Rheinland und Nordrhein- Westfalen unbekannten Art (F. Köhler persöhnliche Mitteilung) gelang jetzt erstmalig bei Kleve-Donsbrüggen. Hier konnte am 06.07.2012 ein Exemplar von seiner Wirtspflanze, dem häufigen Blutweiderich (Lythrum salicaria L., Lythraceae), geklopft werden (Reimann leg.). Ein weiteres Exemplar konnte an gleicher Stelle am 20.07.2012 gesammelt werden. 

Abbildung 1: Nanophyes brevis
(Foto: C. Benisch, kerbtier.de)
Der Fundort befindet sich in der Nähe des Schlosses Gnadenthal am Rand einer extensiv genutzten Mähwiese, die von einem ausgedehntem Grabensystem umgeben ist, in dem die Wirstpflanze große Bestände bildet. In der Folgezeit wurden gezielt  Bestände von Lythrum salicaria auf das Vorhandensein von Nanophyes brevis untersucht, woraufhin weitere Funde gelangen. So konnte am 06.08.2012 am Altrheinarm bei Kleve-Griethausen ein weiteres Exemplar geklopft werden (Reimann leg.) und am 25.08.2012 wurden mehrere Exemplare am Kermisdahl bei Kleve gesammelt (Katschak leg.).

Auch auf niederländischer Seite gelang ein Nachweis von Nanophyes brevis. Am 24.07.2012 konnten bei Millingen, Provinz Gelderland drei Exemplare von ausgedehnten Blutweiderich-Beständen gekäschert werden (Willemsen & Reimann leg.). Dieser Fundpunkt liegt nur wenige Kilometer von den Fundorten bei Kleve entfernt. In den Niederlanden konnte Nanophyes brevis in jüngster Zeit zusätzlich noch an weiteren Stellen nachgewiesen werden (T. Heijerman, persöhnliche Miteilung). An allen Fundorten wurde Nanophyes brevis  vergesellschaftet mit dem auf den ersten Blick recht ähnlichen Nanophyes marmoratus (GOEZE, 1777) angetroffen, wobei letzterer eine weitaus höhere Abundanz aufwies. Dieser Umstand erschwerte das Auffinden von Nanophyes brevis, worauf auch schon WANAT & SZYPULA (2008) hinwiesen.
Tanysphyrus ater BLATCHLEY, 1928

Auch dieser bis jetzt für das nördliche Rheinland und Nordrhein-Westfalen
unbekannte Rüsselkäfer (F. Köhler, persöhnliche Mitteilung) konnte nun erstmalig für nachgewiesen werden. Da auch aus dem Rheinland und dem Saarland Meldungen fehlen, handelt es sich zugleich um einen Erstfund für die Rheinprovinz. Am 06.08.2012 wurde am Altrheinarm bei Kleve-Griethausen ein Exemplar aus niedriger Vegetation gekäschert (Reimann leg.).

Abbildung 2: Tanysphyrus ater
(Foto: C. Benisch, kerbtier.de)
RHEINHEIMER & HASSLER (2010) geben als Wirtspflanze für Tanysphyrus ater das seltene Lebermoos Ricciocarpos natans (L.) CORDA (Ricciaceae) an. Ricciocarpos natans wird derzeit für Nordrhein-Westfalen als „stark gefährdet“ eingestuft (SCHMIDT 2011). Trotz mehrmaliger Nachsuche konnten weder weitere Exemplare des Rüsselkäfers, noch die Wirtspflanze im näherem Umkreis des Fundortes entdeckt werden. Der nächste gesicherte Fundort von Ricciocarpos natans liegt etwa 20 Kilometer entfernt in den Niederlanden bei Nijmegen-Ubbergen (G. Dirkse, mündliche Mitteilung). Ob Tanysphyrus ater noch weitere Wirtspflanzen besitzt, ist unklar (RHEINHEIMER & HASSLER 2010).

Danksagung

Mein herzlicher Dank gilt FRANK KÖHLER (Bornheim) für die Auskünfte über die aktuelle Verbreitung der beiden Arten, Dr. THEODOOR HEIJERMAN (Wageningen) für die Information über die Verbreitung von Nanophyes brevis in den Niederlanden, GERHARD KATSCHAK (Kleve) für die Überprüfung der Belege und die Überlassung von Fundortdaten, Dr. GERARD DIRKSE (Nijmegen) und JERRY WILLEMSEN (Lent) vom Naturmuseum Nijmegen für die gemeinsamen Exkursionen und Informationen über Ricciocarpos natans, Dr. CHRISTOPH BENISCH (Mannheim) für die Bereitstellung der Fotos und AXEL BELLMANN (Bremen) sah freundlicherweise das Manuskript durch.

Literatur

  • RHEINHEIMER, J. & M. HASSLER (2010): Die Rüsselkäfer Baden-Württembergs. Naturschutz-Spectrum. Themen 99. verlag regionalkultur. (Karlsruhe). 994 S.
  • SCHMIDT, C. unter Mitarbeit von ABTS, U. W., GEYER, H. J., PREUßING, M. (2010): Rote Liste und Artenverzeichnis der Leber- und Hornmoose - Hepaticophyta et Anthocerotophyta - in Nordrhein-Westfalen. 3. Fassung. Stand Dezember 2010. pdf-Datei. (Recklinghausen). Im Internet abrufbar unter: http://www.lanuv.nrw.de/natur/arten/roteliste.htm. (abgerufen am 28.08.2012)
  • WANAT M. & J. SZYPULA (2008):  Nanophyes brevis BOHEMAN, 1845 (Coleoptera: Curculio-Curcnoidea: Nanophyidae) in Poland. Polish Journal of Entomology (Bydgoszcz). 77. 183-189
  • Zitat: Reimann, S. (2012): Nanophyes brevis BOHEMAN, 1845 (Coleoptera: Nanophyidae) und Tanysphyrus ater BLATCHLEY, 1928 (Coleoptera: Curculionidae) neu für das nördliche Rheinland und Nordrhein-Westfalen. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 22: im Druck.