Ferreria marqueti (Aubé, 1863) - Erstnachweis für Deutschland
THOMAS WAGNER
Ein Exemplar dieses 3 mm langen, blinden und flugunfähigen Rüsselkäfers aus der Unterfamilie Raymondionyminae (L. Behne det.) wurde im November 2004 von Torben Kölkebeck in einer Gesiebeprobe im Botanischen Garten in Bonn gefunden. Die Raymondionyminae umfassen 15 Gattungen, wovon etwa zwölf in West- und Südeuropa verbreitet sind. Die Arten sind sich im Habitus oft sehr ähnlich. Alle sind augenlos, haben verbreiterte Schienen und keine Schuppen auf den Elytren und werden sehr selten gesammelt (L. Behne, mündl. Mitt.). 

Bisher ist noch keine Art dieser Gruppe in Deutschland nachgewiesen worden. Mitteleuropa im Sinne von Freude/ Harde/ Lohse wird nur von Tarattostichus stussineri (Reitter, 1891) tangiert, die aus den Karawanken bekannt ist (Lohse 1983). Im vorliegenden Fall muss von einer Einschleppung durch Pflanzballen ausgegangen werden. 

Ob die Art, die meist nur durch einen hohen methodischen Aufwand wie das Schwemmen aus dem Boden extrahiert werden kann, eine überlebensfähige 

Ferreria marqueti, 3 mm (Foto: Wagner)
Population aufgebaut hat oder es sich nur um ein Einzelindividuum handelt, war zunächst unklar. Unlängst wurde ein weiteres Exemplar von Torben Kölkebeck in dessen Garten in St. Augustin aus Kompoist gesiebt. Das Tier (respektive dessen Vorfahren) stammt wohl aus den Gesiebeproben, die er dort 2004 hinterlassen hat. Immerhin liegen zwischen Nov. 2004 (Bot. Garten, Bonn) und Januar 2007 (St. Augustin) drei Winter, die vermutlich nicht ein einzelnes Tier, sondern eher eine kleine Population überdauert hat, die offensichtlich mit den milden Winterbedingungen in Westdeutschland leben kann.
Literatur:
KÖLKEBECK, T. & TH. WAGNER (2007): Die Käferfauna (Coleoptera) des Botanischen Gartens in Bonn im langjährigen Vergleich. - Decheniana (Bonn) im Druck.