Bausenberg-Exkursion
2009 |
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Der Bausenberg - ein Eldorado
für Wärme liebende Arten
Kurzbericht zur Exkursion
am 16. Mai 2009
Walter
Müller
Der Bausenberg bei
Niederzissen, ein besonders auf seinen südlichen Hängen xerothermer
Schlackenvulkan, war in den 1960er und 1970er Jahren Gegenstand wissenschaftlicher
Untersuchungen von Experten verschiedener Fachrichtungen unter Leitung
von Prof. Hans-Ulrich Thiele, Universität Köln. Die Käferfauna
wurde damals von der Arbeitsgemeinschaft unter der Federführung von
Klaus Koch bearbeitet. Die zum Teil fantastischen Funde wurden in einer
zweibändigen Monographie festgehalten THIELE & BECKER 1975, HOFFMANN
& THIELE 1982). Die letzte Käferzählung (KOCH 1975, KOCH
& GRÄF 1982) ergab
1.250
Arten. Seitdem war es koleopterologisch relativ still geworden um den
Bausenberg, dessen Lebensräume sich durch Verbuschung und Wiederbewaldung
stark veränderten.
Seit einigen Jahren finden am Bausenberg
wieder gezielte Pflegemaßnahmen statt und seit fünf Jahren führt
der Verfasser GEO-Tage der Artenvielfalt für die Öffentlichkeit
durch. Im Rahmen eines solchen "GEO-B-Days" am Samstag, den 16. Mai 2009,
organisiert von Manuela Thelen und dem Verfasser, hatten die Arbeitsgemeinschaft
Rheinischer Koleopterologen und der Entomologische Verein Krefeld zu einer
Exkursion auf den Bausenberg eingeladen. |
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Abb.: Untersuchungsschwerpunkte
am Bausenberg.
[weitere Biotopfotos]
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Käfer, Wanzen und Schmetterlinge
standen also auf dem Programm. Als Bereiche, in denen gesucht, geklopft,
gekeschert und gesiebt werden sollte, waren die Trockenrasen auf dem West-
und Osthang sowie unter dem Funkmast auf der Wallkrone vorgesehen. Schwerpunkt
war jedoch der xerotherme Südhang, der die besonderen „Schätzchen“
bewahrt. Von Luxemburg, Krefeld und bis Mannheim war man angereist, um
bis in die späte Nacht dem Bausenberg Fauna-Geheimnisse zu entlocken.
Dreißig Teilnehmer/innen wurden auf der Anwesenheitsliste erfasst. |
Bis am Freitag hatte es in der Region
geregnet, so dass die Vegetation am folgenden Samstag morgen bei Temperaturen
knapp über 10°C noch recht nass war. Aber pünktlich zum Exkursionbeginn
verzogen sich die Wolken nach und nach und es wurde zum Nachmittag bei
Temperaturen über 15°C zunehmend sonnig. Der aufkommende Wind
unterstütze das nun eintretende Trockenwerden, so dass methodisch
kaum Einschränkungen gegeben waren. Am frühen Abend legte sich
der Wind, worüber die Schmetterlingsleuter recht erfreut waren.
Bislang liegen nur wenige Artenlisten
vor, aber es scheint auf koleopterologischer Seite durchaus lohnenswert
gewesen zu sein. Neben Zuwanderern wie Sphinginus lobatus, Oxythyrea
funesta, Bruchidius varius oder Harmonia axyridis wurden "alte
Bausenberg-Besonderheiten" wie Asida sabulosa, Trachyphloeus asperatus
oder Bledius procerulus nachgewiesen. Weitere bemerkenswerte Arten
- erste Meldungen: Lagria atripes, Meligethes solidus, Aphanisticus
elongatus, Apion formaneki, Opatrum sabulosum, Longitarsus obliteratus,
Quasimus minutissimus, Anaspis pulicaria, Cardiophorus vestigialis, Coccinella
magnifica, Calomicrus circumfusus, Osphya bipunctata, Ischnomera cinerascens,
Cryptocephalus signatifrons, Platystethus capito, Phymatodes rufipes, Orobites
cyaneus, Apion penetrans, Meligethes brachialis, Anoplodera rufipes, Trox
perlatus. |
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Abb.: Der westmediterrane
Schwarzkäfer Asida sabulosa hat am Bausenberg sein nordöstlichstes
Vorkommen und konnte auch 2009 noch nachgewiesen werden.
[weitere
Käferfotos]
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Auch die einstimmige Beurteilung der Krefelder
Schmetterlingsexperten fiel positiv aus: „Es war sehr, sehr schön
am Bausenberg und die Nachweise können sich wirklich mehr als sehen
lassen. Das Wetter war zwar am Abend an sich nicht wirklich toll zum Nachtfang,
aber trotzdem kamen fantastische Arten. Bei gutem Lichtfang-Wetter wird
der Bausenberg eine wahre Fundgrube sein.“
Die Organisation und Bewirtung - am oberen
Steinbruch war ein Treffpunkt mit Buffet und Getränken eingerichtet
- an diesem außergewöhnlichen Naturtag wurden von allen gelobt.
Ein Dank geht an die Mainzer Umweltstiftung für die Unterstützung
der Bausenbergaktion. Erwähnt werden sollte hierbei, dass aus deren
Finanztopf auch das Ziegenprojekt bis 2011 getragen wird, um so die Nachhaltigkeit
der manuellen ehrenamtlichen Entbuschungsmaßnahmen zu fördern.
Man sollte künftig Möglichkeiten
einräumen, den Niederzissener Hausberg in weiten Teilen noch ausführlicher
- Flora und Fauna betreffend - zu „inventarisieren“, und Faunenveränderungen
zu erfassen, um Pflegekonzepte zu optimieren. Die AG Rheinischer Koleopterologen
und der Entomologische Verein Krefeld haben Interesse daran bekundet und
auch Experten weiterer Faunenbereiche denken bereits in diese Richtung. |
Exkursionsbericht
Wie üblich soll auch
zu dieser Exkursion ein Bericht erscheinen. Für die Übermittlung
der Artenlisten wären wir sehr dankbar. Bitte Gattung, Art, Fundstelle
(wie oben oder auf separater Karte) und Anzahl sowie ggf. abweichendes
Datum und besondere Umstände notieren. Die Daten werden in den Exkursionsbericht
oder in eine spätere Gesamtpublikation einfließen.
Weitere Exkursionen
Verschiedentlich wurde angeregt
weitere Exkursionen, insbesondere auch Einzelexkursionen an den Bausenberg
durchzuführen. Wir bereiten hier gerade einen Antrag auf eine gemeinschaftliche
Ausnahmegenehmigung für 2009 und 2010 vor. Wer daran Interesse hat,
kann sich baldmöglichst unverbindlich bei Walter Müller melden:
khwm*at*gmx.de
Literatur
BECKER, J. (1975): Art und
Ursache der Habitatbindung von Bodenarthropoden (Carabidae - Coleoptera
-, Diplopoda, Isopoda) xerothermer Standorte in der Eifel. - Beitr. Landespflege
Rhld.-Pfalz (Oppenheim), Beiheft 4, 89-140.
GREULICH, L. (1982): Der
Einfluß einer Biotopzerstörung durch Wegebau auf die Fauna der
Trockenrasen am Bausenberg (Untersuchungen an Carabiden und Isopoden).
- Decheniana-Beihefte (Bonn) 27, 9-46.
KOCH, K. (1975): Untersuchungen
an der Koleopterenfauna des Bausenbergs (Eifel). - Beitr. Landespflege
Rhld.-Pfalz (Oppenheim), Beiheft 4, 274-325.
KOCH, K. & H. GRÄF
(1982): Nachtrag zur Koleopterenfauna des Bausenbergs (Eifel). - Decheniana-Beihefte
(Bonn) 27, 241- 254.
THIELE, H. U. & J. BECKER
(1975) (Hrsg.): Der Bausenberg - Naturgeschichte eines Eifelvulkans. -
Beitr. Landespflege Rheinland-Pfalz (Oppenheim) Beiheft
4, 1-394.
HOFFMANN, H.-J. & H.-U.
Thiele (1982) (Hrsg.): Neue Untersuchungen zur Tierwelt des Bausenberges
in der Eifel. - Decheniana-Beihefte (Bonn) 27, 1-279. |
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