Carl L. Blumenthal - Nachruf
Nachruf auf Carl L. Blumenthal 
(20.12.1917 - .3.1989) 

     Anläßlich der Internationalen Tauschbörse in Basel 1974 wurde ich von Dr. Wittmer, Basel, in einen Kreis prominenter Koleopterologen eingeführt. Es waren der Nestor der deutschen Käfersammler, der bekannte Schriftsteller Ernst Jünger - auch heute noch mit 94 jahren geistig und körperlich beneidenswert frisch - Dr. von Breuning aus Paris, Prof. Mandl aus Wien und nicht zuletzt C. L. Blumenthal aus Troisdorf bei Bonn. Sie alle kannten sich seit langer Zeit und nahmen mich als "artfremden" Schmetterlingssammler gleich kollegial in ihre fröhliche Runde auf. Schon bei der ersten Begegnung mit Blumenthal fiel mir seine soldatische Prägung auf. Ich erfuhr, daß er Oberstleutnant a. D. und früher Kommandeur des Wachbataillons in Bonn war. Da ich mich sehr für sein Spezialgebiet, die Caraben, interessierte, entwickelte sich bald ein lebhafter Briefwechsel über seine Lieblinge. Schließlich führte er mich immer mehr in sein Hobby ein, woraus sich zahlreiche persönliche und wissenschaftliche Kontakte entwickelten. Dabei zeigte sich Blumenthal als ein äußerst versierter, kritischer, aber auch selbstkritischer Mann, der immer mit Rat und Tat bei allen fachlichen Problemen zur Seite stand. 
     Seine militärische Vorbildung erleichterte ihm außerordentlich die Planung und Durchführung seiner zahlreichen Sammelreisen in den Nahen und Mittleren Osten und schließlich nach Neuguinea. Sein Lieblingsland war die Türkei, die er über zwanzigmal besuchte. Aber auch Irak, Iran, Libanon, Syrien, Afghanistan und Pakistan waren Ziele seiner häufig mit erheblichen Gefahren verbundenen Reisen. Dabei gelang es ihm, zahlreiche seltene Carabus-Arten aufzufinden und neue Formen zu entdecken, wie zum Beispiel Heterocarabus mariettiChrist. & Jan ssp. ormanensis und sapancaensis, Megodontus bonvouloiri Chaud. ssp. kaschkarensis, Lamprostus erenleriensis Schweig. ssp. fortepunctatus. Mit der Gattung Carabus befaßte er sich in über 30 Publikationen, teils als CoAutor. Von ihm stammt der Carabus-Teil in Freude, Harde & Lohse Die Käfer Mitteleuropas", Band 2. Viele Entomologen bekannt sind Blumenthals Listen der Gattung Carabus nach Breunings Monographie". Die letzte revidierte und ergänzte Ausgabe" schrieb er im Jahre 1988. 
     Bevorzugte Studienobjekte in der engeren und weiteren Heimat waren Carabus violaceus, cancel!atus und problematicus, die durch ihre Formenfülle und weite Verbreitung zu immer neuem Studium reizen. An seiner Sammlung arbeitete er bis zuletzt. Sie enthält neben vielen repräsentativen Serien umfangreiches Typenmaterial aus neuerer Zeit. In der Nachkriegszeit gelang es ihm unter schwierigen Bedingungen, historisches Material von Kricheldorff, Reitter und anderen zu erwerben. 
     Sein enger Kontakt mit anderen Spezialisten im In- und Ausland, besonders in Frankreich, führte dazu, daß auch einige Neubeschreibungen seinen Namen tragen, wie Sphodristocarabus blumenthaliensis Heinz & Korge und zuletzt von Th. Deuve der Oreocarabus blumenthaliellus aus China. 
     Neben seiner großzügigen und immer hilfsbereiten Art kamen ihm seine guten Sprachkenntnisse im Umgang mit ausländischen Käfer-freunden sehr zu Hilfe. Sein Interesse galt aber keineswegs nur den Caraben, sondern der gesamten Natur in all ihren Formen. Ursprünglich wollte Blumenthal ja Förster werden. Deswegen hat ihn die Ernennung zum "Preuss. Revierförster ehrenhalber" mehr erfreut als seine zahlreichen militärischen Auszeichnungen. So wie Ernst Jünger der letzte noch lebende Träger der Ordens Pour le Mérite aus dem 1. Weltkrieg ist, hatte Blumenthal das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für seinen persönlichen Einsatz im 2. Weltkrieg verliehen bekommen. Seinen letzten Kampf gegen eine unheilbare Krankheit führte er mit vorbildlicher Haltung. Wer ihn näher kennengelernt hat, wird den Menschen und Wissenschaftler Blumenthal nicht vergessen. 

Dieter Müting, unter Mitarbeit von Armin Korell 

MÜTING, D. unter Mitarbeit von A. KORELL (1990): Nachruf auf Carl L. Blumenthal (20.12.1917 - 9.3.1989). - Ent. Z. (Frankfurt/Main) 100, 158-159.

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