Vereinigung
und Digitalisierung rheinischer Käfersammlungen |
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Die Vereinigung der großen
rheinischen Käfersammlungen
und Ihre Digitalisierung
– Stand und Perspektiven
Frank
Köhler
Sammlungsarbeiten am 11.12.2010
Am Samstag, den 11. Dezember 2010, trafen
sich 20 Teilnehmer zur vorweihnachtlichen Arbeitstagung im Clas M.
Naumann-Bau des Museum Koenig in Bonn. Von 11:00 bis 15:00 Uhr standen
Sortierarbeiten an der rheinischen Landessammlung auf dem Programm, an
denen sich zehn Teilnehmer beteiligten. Nach einer gründlichen Reinigungs-
und Aufräumaktion präsentierte sich der Sammlungsraum der rheinischen
Landessammlung in der Kelleretage in neuem Glanz. Alle nicht rheinischen
Bestände wurden aus dem Raum entfernt, die Schränke neu arrangiert
und drei ständige Arbeitsplätze mit Schreibtisch und Stuhl etabliert.
DIRK AHRENS, seit Mai 2010 neuer Kustos der Käferabteilung im Museum,
hatte zudem veranlasst, dass die rheinischen Sammlungen jeweils zweimal
über mindestens zwei Wochen in einem eigens gemieteten und auf dem
angrenzenden Parkplatz deponierten Kühlcontainer eingefroren wurden.
JONAS KÖHLER, seit Oktober 2010 Zivildienstleistender
im Museum und zuständig für die Rheinlandsammlung, hatte Arbeitsplätze
und Insektenkästen im Sammlungsraum und angrenzenden Flur vorbereitet.
Neben Tischen und Stühlen standen jeweils nach Familien sortierte
Käferkästen, Etiketten und leere Units bereit. In der vergangenen
Saison waren bereits alle Belege der rheinischen Landessammlungen des Museum
Koenig und der Arbeitsgemeinschaft von den Carabiden bis zu den Omaliinen
in transparenten Kunststoffunits vereinigt (SCHULZE et al. 2006) und in
neue Insektenkästen im Museumsformat verstaut worden (Abb. 2). In
den vier Arbeitsstunden wurden nun begonnen, die Käfer der Rheinischen
Landessammlung des aufgelösten Fuhlrott-Museums (WAGNER 2009) zu integrieren.
Dies gelang komplett für die Familien Histeridae bis Ptiliidae (FREUDE-HARDE-LOHSE,
Band 3). Dabei wurde jeder Käfer mit einem Herkunftsetikett „Dauerleihgabe
des Fuhlrott-Museums Wuppertal“ versehen.
Abb. 2: Drei Schwimmkäferkästen im neuen
Sammlungssystem des ZFMK aus einheitlichen Kastenformaten und Kunststoffunits
mit weißer Schaumstoffauslage.
Weihnachtstreffen am 11.12.2010
Gegen 15:00 Uhr begann die Erholungsphase
im Tagungsraum des Naumann-Baues. THOMAS WAGNER hatte Kuchen und Kekse
organisiert, DIRK ROHWEDDER eine weiteren Kuchen gespendet und die Kaffeemaschine
des Museums spuckte laufend frische Aufputschgetränke aus. Nach kurzer
Einführung wurde das Plenum leicht verdunkelt und DIRK AHRENS stellte
in einem Vortrag einige Schwerpunkte seiner früheren Arbeiten und
künftigen Tätigkeiten als „Käferkustos“ vor. Im ersten Teil
seines Referates illustrierte er das Zusammenspiel alter taxonomischer
Techniken mit neuen molekulargenetischen Ansätzen am Beispiel der
Scarabaeidae und verwies hier insbesondere auf die Perspektiven des so
genannten Barcodings, also der Bestimmung von Käfern oder (unbekannten
oder schwer zu zuordnenden) Larven anhand genetischer Analysen. Hierzu
ist vorab eine genetische Sequenzierung möglichst vieler Arten notwendig,
wobei das Museum, das sich derzeit zu einem nationalen Forschungsschwerpunkt
entwickeln möchte, auch auf die Mithilfe vieler Spezialisten und Faunisten
angewiesen ist. Wie er in der späteren Diskussion mitteilte, sei im
Gegensatz zu früheren Projekten auch daran gedacht, nicht nur Materialien
zu stellen und Auslagen zu ersetzen, sondern auch Honorare zu zahlen. Im
zweiten Teil seines Vortrages präsentierte DIRK AHRENS einige Reiseeindrücke
aus Südafrika.
Nach einer Reihe von Diskussionsbeiträgen
zum Vortrag begann die Aussprache mit einem Dank an JONAS KÖHLER,
für die Vorbereitung der Steckaktivitäten. Auf Anregung der Arbeitsgemeinschaft
Rheinischer Koleopterologen wurde vom Museum Koenig beim Bundesamt für
Zivildienst eine zweite Zivildienststelle im Umweltschutzbereich eingerichtet,
die am 1. Oktober 2010 erstmalig und angesichts der Aussetzung des Wehrdienstes
unter Umständen vielleicht auch letztmalig besetzt wurde. JONAS KÖHLER
steht damit nun mindestens sechs Monate für die Betreuung der Rheinlandsammlung
und ehrenamtlichen Mitarbeiter sowie weitere Arbeiten zur Verfügung.
Er erläuterte, dass der Schwerpunkt seiner Tätigkeiten im Bereich
der Datenerfassung läge und schon alle aquatischen Familien von den
Halipliden bis Hydrophiliden, die in der Sammlung überproportional
vertreten seien, komplett sortiert und in die Datenbank eingegeben worden
seien.
Die Anwesenden bedanken sich auch noch
einmal ausdrücklich bei MATTHIAS FORST, der große Teile der
Sammlungen der Arbeitsgemeinschaft in zahlreichen Einsätzen sortiert
hat. Im weiteren Verlauf wurden weitere Details der Datenerfassung besprochen
(siehe unten), um dann anschließend zu den nicht-virtuellen Aktivitäten
der Arbeitsgemeinschaft überzugehen. Der chronische Mangel an Manuskripten
veranlasste den Vorstand zum obligatorischen Appell an alle potentiellen
Schreiber um weitere Beiträge. Im Laufe des Dezembers soll dennoch
versucht werden, die Jahrgänge 2009 und 2010 fertig zu stellen. Finanzmittel
für den Druck stehen noch zur Verfügung, da die Arbeitsgemeinschaft
von der VG WORT via Naturhistorischer Verein eine Nachzahlung von Verlagstantiemen
in Höhe von rund 3.500 Euro erhalten hat. Es wurde noch einmal daran
erinnert, dass die Arbeitsgemeinschaft beschlossen hatte, ab jetzt 15 Euro
Jahresbeitrag von allen Mitgliedern und Abonnenten zu erheben. Nach Besprechung
der folgenden Termine für 2011 wurde die Wartezeit bis zum Anheizen
des Pizzaofens im benachbarten Restaurant noch mit Steckarbeiten im Keller
überbrückt. Kurz vor 22:00 Uhr wurden die letzten Tagungsteilnehmer
beim Verlassen des Museumsparkplatzes gesichtet.
Termine 2011
Nach den überaus gut besuchten Pfingstexkursionen
der Jahre 2006 bis 2010 sollen in den kommenden Jahren neue Arbeitsschwerpunkte
gesucht werden. Die Bienwaldkäferliste – so FRANK KÖHLER – nähert
sich stetig der 3000 Arten-Marke. In welcher Form die Ergebnisse veröffentlicht
werden sollen – Exkursionsbericht oder monographische Bearbeitung mit Teilbeiträgen
– gelte es im kommenden Jahr zu entscheiden, sobald die Listen der Exkursionsteilnehmer
vollständig vorliegen.
Von KARL HADULLA wurde eine Tagesexkursion
in die Wahner Heide (Bereich Rhein-Sieg-Kreis) vorgeschlagen und von FRANK
KÖHLER auf Bitte der verhinderten MANUELA THELEN eine zweite Exkursion
an den Bausenberg. Damit soll die Artenliste der Erstexkursion vom 16.
Mai 2008 weiter vervollständigt werden. Für eine Pfingstexkursion
2011 fanden sich zuerst keine Vorschläge. Nachdem aber die Option,
die traditionelle Pfingstexkursion erstmalig seit dem zweiten Weltkrieg
ausfallen zu lassen, verworfen wurde, wurde einvernehmlich eine Exkursion
an den Niederrhein im Raum Wesel (Abb. 4) angedacht, wo bereits vor rund
40 und 80 Jahren Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft stattfanden. Ferner
wurde beschlossen, die Arbeitstreffen im Museum zu intensivieren und im
Frühjahr eine Vortragstagung abzuhalten. Hierzu erklärten bereits
TORBEN KÖLKEBECK (Käfer in Korea), JONAS KÖHLER (Landessammlung
und Datenerfassung) und vorab HEINZ BAUMANN (rheinische Entomologiegeschichte)
ihre Bereitschaft zu Vorträgen. Damit ergibt sich für das erste
Halbjahr 2011 folgendes Programm, dessen genaue Termine und Inhalte auf
der Homepage der Arbeitsgemeinschaft und per E-Mail mitgeteilt werden sollen:
• Januar/Februar: Stecktagungen, Vortragstagung
• März ff.: weitere Stecktagungen
• Mai: Tagesexkursion in die Wahner Heide
• Juni: Pfingstexkursion nach Wesel und
Tagesexkursion zum Bausenberg
Abb. 4: Schlechte Stimmung auf einer „Vorexkursion“
nach Wesel am 9.07.2010? Keineswegs, nur schwüle 36 °C im Schatten
und 30°C um Mitternacht. In Mooren bei Diersfordt (s. REISSMANN 2008)
und in der Rheinaue bei Bislich wurden an diesem Abend neun Neu- und Wiederfunde
für die Rheinprovinz am Licht registriert!
In den folgenden Abschnitten soll nun noch
ein kurzer Ein- und Ausblick in den Sammlungsbestand, die weiteren Sortierarbeiten
und Perspektive der Datenerfassung gegeben werden.
[Fortsetzung]
Zitat:
Köhler, F. (2010): Die Vereinigung der großen rheinischen Käfersammlungen
und Ihre Digitalisierung – Stand und Perspektiven. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft
Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 20, 133-152. |
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