Vereinigung und Digitalisierung rheinischer Käfersammlungen

Die Vereinigung der großen rheinischen Käfersammlungen 
und Ihre Digitalisierung – Stand und Perspektiven

Frank Köhler

Rheinische Sammlungen

Im Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Koenig ist mittlerweile der größte Teil aller erhaltenen lokalen rheinischen Käfersammlungen untergebracht. In Ihrer Summe dürften sie die weltweit größte und bedeutendste Lokalsammlung ihrer Art darstellen. Ziel ist es, alle Belege in einer Rheinischen Gesamtsammlung zu vereinen, die anschließend einen einfacheren Zugriff auf das existente Material und eine Datenerfassung ermöglicht. Nach einer anstehenden Erweiterung und Umstrukturierung der Magazine – bei geringerem Platzbedarf ggf. auch schon vorher – soll die Sammlung aus dem Keller, durch den Heizungs- und Wasserrohre verlaufen,  laut DIRK AHRENS in die gegen Wassereinbruch und Feuer geschützten Magazine verlegt werden. Im Moment existieren rheinische Belege in folgenden öffentlichen Sammlungen und Sammlungsbestandteilen – Stichwort: was noch zu sortieren und zu erfassen ist:

Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig
  • Die große von RÜSCHKAMP und der Arbeitsgemeinschaft begründete Landessammlung aus den 1930er Jahren, in die später viele weitere Sammlungen eingingen, bildet die Basis (Abb. 5).
  • Hierzu gehören auch eine Serie von Kästen aus dem Nachlass von MARTIN SCHMAUS mit unbestimmten und unetikettierten Material sowie einzelne Kästen verschiedener Sammlung und Schächtelchen mit noch nicht zurücksortiertem Leihmaterial.
  • In der Weltsammlung des Museums wurden zur Zeit der Kustodenschaft HUBERT ROERs Lücken mit Material aus der Rheinland-Sammlung gefüllt (WAGNER, mdl. Mitt.), vor allem mit Käfern aus der später eingegangenen privaten Sammlung von FELIX RÜSCHKAMP.
  • Zu klären wäre derzeit auch noch, welche Sammlungstagebücher, Karteien (Stichwort RÜSCHKAMP-Kartei) und ähnliches aus Nachlässen im Museum existieren.

  • Abb. 5: Die alte rheinische Landessammlung des ZFMK – Staphylinidae bis Curculionidae sowie ein Fach unbestimmtes Material aus der Sammlung MARTIN SCHMAUS.

    Ökologische Landessammlung, Sammlungen der Arbeitsgemeinschaft (CAG)

    • Die umfangreiche Sammlung ist formal Eigentum des Naturhistorischen Vereins und wird von der Arbeitsgemeinschaft treuhändisch verwaltet. Nach Auflösung des Vereins und seiner Arbeitsgemeinschaft fiele die Sammlung laut Satzung an ein öffentliches Museum (KÖHLER 1993a). Der früher im Fuhlrott-Museum beheimatete Bestand (WAGNER 1998a) wurde in den letzten beiden Jahrzehnten vollständig systematisch sortiert und komplett aufgestellt (Abb. 6) und wurde in der vergangenen Saison nun von den Carabiden bis zu den Omaliinen mit der Rheinland-Sammlung des Museum Koenig vereinigt. Alle Belege wurden dabei mit einem Herkunftsetikett „CAG“ gekennzeichnet.
    • Zum Konzept der Sammlung gehörte in den Anfangsjahren eine detaillierte Dokumentation der Fundumstände auf so genannten Lochkarten, auf denen sowohl Texteinträge möglich waren als auch die Kennzeichnung von Fundumständen durch eine Randlochung – nicht zu verwechseln mit Lochstreifen zur Dateneingabe oder Programmierung früherer Computer. Die Karten werden gegenwärtig auf dem Dachboden des Museums verwahrt. Es ist zu klären, ob die Informationen, die überwiegend von KLAUS KOCH stammen, redundant mit seinen Exkursionstagebüchern sind und ob eine weitere Aufbewahrung im Sammlungsraum oder im Archiv der Arbeitsgemeinschaft erfolgen soll. Auch könnten exaktere Fundortangaben zu den codierten Fundortetiketten der zahlreichen Belege von HANS GRÄF enthalten sein (die Tagebücher sind mit seiner Privatsammlung an das staatliche Museum für Naturkunde nach Karlsruhe gegangen).
    • Der Arbeitsgemeinschaft wurden die Sammlungen von HEINZ-DIETER APPEL und KLAUS KOCH vermacht (Abb. 7, KÖHLER 1993c, WAGNER 1998b). Ein Teil der Sammlung APPEL befindet sich derzeit noch bei mir zur Auswertung in Bornheim, der andere Teil und einige Kästen der Sammlung KOCH wurden bereits fast vollständig von MATTHIAS FORST in die Landessammlung einsortiert. Der Verbleib der Rüsselkäfer-Vergleichssammlung mit Tieren von CARL KOCH, aber auch wertvollen Belegen seltenster rheinischer Arten ist derzeit unbekannt.

    Abb. 6: Die rheinische Landessammlung der Arbeitsgemeinschaft – hier noch die Staphyliniden bis Curculioniden – umfasst derzeit noch drei Schränke mit Units in Kästen im Format 30 x 40 cm.


    Abb. 7: Die Sammlung KLAUS KOCH in Kästen 30 x 40 cm und ein typischer Kasten der Sammlung HEINZ-DIETER APPEL.

    Insektarium des Zoologischen Gartens Köln

    • Die Insektensammlung des Kölner Zoos wurde dem Museum Koenig als Dauerleihgabe überlassen. In ihr sind sowohl Elemente einer Schausammlung (Exoten, große bunte Käfer) als auch einer Belegsammlung vereinigt. So finden sich hier rheinische Käfer von HANS PASCHER aus der Wahner Heide aus der Nachkriegszeit, sowie neuere Funde von MATTHIAS FORST, der die Sammlung im Kölner Zoo betreute. 


    Fuhlrott-Museum Wuppertal

    • Neben einer kleineren Weltsammlung war auch im inzwischen aufgelösten Fuhlrott-Museum eine umfangreiche Rheinland-Sammlung beheimatet (Abb. 8, WAGNER 2010). Die Sammlung folgt systematisch den „Käfern Mitteleuropas“ und wurde in den 1990er Jahren nahezu vollständig von mir revidiert (KÖHLER 1993b, 1997a). Daneben existieren folgende weitere Sammlungen:
    • Eine Belegsammlung zu den Forschungsprojekten und zahlreichen Publikationen von WOLFGANG KOLBE aus dem Burgholz-Wald. Hier ist noch zwischen eigentlichen Belegen und präparierten Serien zu differenzieren, die für Bestimmungsübungen eingesetzt werden könnten.
    • Eine Belegsammlung zur Faunenerfassung der landwirtschaftlichen Versuchsgüter Burscheid-Höfchen und Monheim (KOLBE & BRUNS 1988, KÖHLER 1997b). Die Käfer wurden von HEINZ BAUMANN und KLAUS KOCH bearbeitet und später vom Verfasser vollständig revidiert.
    • Eine Arbeits- und Vergleichssammlung rheinischer Käfer mit einem Exemplar je Art.
    • Zuletzt existiert ein recht großer Stapel mit Pappschachteln, die noch nicht in die Rheinlandsammlung einsortierte Belege enthalten. Das Material ist in den jeweiligen Schachteln systematisch vorsortiert worden und die Schachteln wurden jüngst noch einmal vom Verfasser mit den jeweiligen „FREUDE-HARDE-LOHSE-Bänden“ gekennzeichnet.



    Abb. 8: Sammlungen des Fuhlrott-Museums im Magazin des Naumann-Baues sowie Pappschachteln mit noch nicht einsortierten Belegen.

    Das gesamte vorgenannte Belegmaterial steht zur Bearbeitung und Sortierung an. Die Arbeitsgemeinschaft sollte sich bei ihren großen Arbeitstreffen auf die Zusammenführung der rheinischen Hauptsammlungen des Museum Koenig, des Fuhlrott-Museums und der Arbeitsgemeinschaft konzentrieren.

    Rheinische Belege, die derzeit nicht in Bonn stehen
    Neben alten Sammlungen, die definitiv verschollen sind oder zerstört wurden, gibt es noch eine Reihe rheinischer Käferbestände, deren Bestand langfristig für die Datenerfassung interessant ist:

    • Mitteleuropa-Sammlung HANS GRÄF im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (dort auch die zugehörigen Exkursionstagebücher mit Schlüssel für die Codierung der Fundortetiketten).
    • Sammlung JOHANNES KLAPPERICH im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart (umfasste überwiegend jüngeres rheinisches Tütenmaterial, das in Stuttgart aufgearbeitet wurde - seltene Arten wurden zum Teil vom Verfasser bestimmt und erfasst).
    • Sammlung PETER EIGEN und Sammlungen aus dem ehemaligen Ruhrland-Museum im Museum für Naturkunde Münster (Umfang unklar)
    • Sammlung JOSEF RÜSCHKAMP im Zoologischen Institut der Universität Köln (hier wäre ein Umzug nach Bonn und eine Eingliederung der umfangreichen Sammlung sehr wünschenswert und sinnvoll).
    • Käfersammlungen im Löbbecke-Museum und Aquazoo Düsseldorf (einige kleinere Käfersammlungen, Beifangsammlungen von Lepidopterologen – Umfang rheinischen Materials unklar – im Museum erfolgt eine sukzessive Sammlungsaufstellung und Datenbankerfassung (BAUMANN i. l.).
    • Sammlungen des Entomologischen Vereins Krefeld (Umfang rheinischer Belege unklar, Sammlungen PAUL MÜLLER, SIEGFRIED CYMOREK?)
    • Bei einigen Privatsammlungen (HANS PASCHER, EDMUND WENZEL) ist der Verbleib momentan unklar.
    In den vergangenen Jahren hat HEINZ BAUMANN intensiv an den Biographien rheinischer Koleopterologen gearbeitet und unter anderem auch den Sammlungsverbleib erforscht. Die anstehende Datenerfassung sollte auch dazu führen, dass wir auch eine Datentabelle zu Sammlern anlegen, in denen neben biographischen Angaben auch Spezialisierung, Umfang und Verbleib der Sammlung ermittelt wird.

    [Fortsetzung]
     
    Zitat: Köhler, F. (2010): Die Vereinigung der großen rheinischen Käfersammlungen und Ihre Digitalisierung – Stand und Perspektiven. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Rheinischer Koleopterologen (Bonn) 20, 133-152.